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Montag, 13. Oktober 2014

Zeitzeuge

Letztens beim Entrümpeln haben wir ein etwas vergilbtes, altes Stück Papier gefunden. Bei genauerem Hinsehen erkannten wir darin ein Bauprojekt aus den Kunststudententagen der 90er. Sofort standen wieder die Erinnerungen vor unserem inneren Auge, als wär' es gestern gewesen.
© Tobias Binderberger
Die Leidenschaft für Schelllackschallplatten hat Tobias damals dazu veranlasst, ein riesiges Grammophon zu bauen. Der Tonarm bestand aus Glasfaser, die Schalldose aus Alu, der Abnehmer aus Magnesium. Außerdem besaß das gute Stück eine selbstgeprägte Membran.
Dann fehlte natürlich noch der Trichter, der selbstverständlich auch etwas Besonderes sein musste. So wurde er schließlich 3 Meter lang und ganz aus Gips gefertigt - dem Material, dem Tobias damals am meisten verfallen war. Das oben gezeigte Stück Papier ist eines der einzigen Zeugnisse dieses Projekts und gibt einen Eindruck, wie schwer das Grammophon war. Tobias entwickelte nämlich in dieser Phase eine Art "Fotofeindlichkeit". Als Kommunikationsform in der Kunst akzeptierte er nur Malerei und Bildhauerei und das führte dazu, dass es nun leider keine Abbildung von oberer Arbeit gibt. 
Es war wirklich ein tolles Teil, hatte einen super Klang - satt und sehr dynamisch. Ganz im Vergleich zu anderen Geräten, die ja eher blechern und hart klingen. 
Was aber außerdem schön und unbedingt erwähnenswert ist - wie immer das vermeintlich Nebensächliche: die Malerei auf dem Papier. Jahre voller Regen und undichte Fenster, zauberten wunderschöne Farbmuster und es wird doch wieder bestätigt: das Wundervollste ist die Malerei. Wäre das Blatt unversehrt, hätte es schon lange seinen Platz im Papiermüll gefunden.
Darum unser Fazit:
Es lebe die Malerei - die doch schon so oft zu unrecht für tot erklärt wurde.

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